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Wollqualität

Qualitätskriterium für Teppiche aus Wolle

Wolle wurde das erste Mal im 7. bis 6. Jh. v. Chr. in Nivine, dem heutigen Mosul (Irak), verwendet. Der erste gewerbsmäßige Wollhandel entstand um 500 v. Chr. in der Hafenstadt Milet, in der heutigen Türkei.

Wolle ist der weitaus wichtigstes Rohstoff in der Teppichherstellung. Sie wird für Knüpfteppiche, Handtuftteppiche, Handwebteppiche und Maschinenwebteppiche als Flormaterial eingesetzt. Bei Nomaden- und Bauernteppichen auch im Grundgewebe.

Es gibt verschiedene Wollsorten:
- Schurwolle ist von lebenden Schafen geschorene Wolle.
- Gerberwolle wird von toten Tieren gewonnen und ist qualitativ minderwertig.
- Hochlandwolle ist hochwertige, widerstandsfähige Wolle von in Gebirgen lebenden Schafen. Oft stammt diese Wolle aus dem entsprechenden Knüpfland.
- Tieflandwolle ist eine weiche Wolle von Schafen, die auf großen Ebenen leben. Für die Länder des Orients ist es eine Importwolle, z.B. aus Neuseeland.

In den weiträumigen Knüpfgebieten, von Marokko bis China, werden die verschiedensten Schafrassen gezüchtet. Dementsprechend ist auch die Vielfalt der Wollsorten. 

Importwolle wird häufig in Ländern wie Indien und Pakistan eingesetzt. In Persien ist jede Region Selbstversorger für die benötigte Wolle. Zum Beispiel werden Bidjar-, Songhor- und Koliahy-Teppiche aus Wolle der Bergschafe aus dem Zagrosgebirge geknüpft. Bei Yasd-Teppichen kommt die Wolle von Schafen, die am Rand der heißen Wüste leben. Das Hochland Hamadan liefert eine besonders gut für Teppiche geeignete Wolle. Der Produktionsumfang ist so groß, dass die Wolle auch in andere Gebiete Persiens geliefert werden kann. Ein Großteil der Bauern und Nomadenstämme verwendet die Wolle seiner eigenen Schafe.

Die natürliche Wollfarbe hängt von der Rasse des Schafes ab. Sie reicht von Weiß, über sämtliche Brauntöne, bis hin zu Schwarz.

Je länger die Wollfasern (Stapellänge) sind, desto hochwertiger ist die Wolle. 

Wird die Wolle mit der Maschine gesponnen, ergibt sich ein gleichmäßiges Garn, das sich einheitlicher einfärben lässt und auch sehr dünn gesponnen werden kann. Feine Knüpfarbeiten wie der Nain 6 Lah mit seinen 810.000 Knoten/qm werden auf diese Weise möglich. Von Hand gesponnene Wolle ist gröber und unregelmäßiger. Beim Einfärben werden die Farbstoffe unterschiedlich aufgenommen. Der Teppich wirkt lebendiger, es kommt zu Abrasch.

Wolle nimmt bis zu 36% ihres Eigengewichts an Wasserdampf auf. Sie wirkt regulierend auf das Wohnklima. In permanent feuchten Räumen kann sie allerdings auch verrotten.

Durch den natürlichen Fettgehalt der Wolle ergibt sich eine gute Wärmeisolation. Die Oberfläche stößt Wassertropfen ab und schmutzt nicht so leicht an.

Die Haltbarkeit des Orientteppichs und seine natürliche Ausstrahlung hängen in erster Linie von der verwendeten Wolle ab. Solidität und Elastizität des Garnes können nur von einem gesunden, gut genährten Schaf kommen. Teppiche aus toter Wolle (Gerberwolle) sind minderwertig und leicht am leblosen Ausdruck, leichtem Grauschimmer und Müdigkeit des Materials (erholt sich nicht auf Druck) zu erkennen.

Wolle ist ein Naturprodukt, ein nachwachsender Rohstoff.

Abb. 1.: Schafe in Persien
Abb. 2:  Zonbha Tibeter aus reiner Hochlandwolle des Himalaya